Hallo zusammen!
Für meine „Problem-Chickens“, wie ich unsern Nymphiezugang gerne nenne, muss ich wohl leider etwas ausholen...
Vorgeschichte:
Vor etwa zwei Wochen hat meine Schwiegerfamilie uns zwei Nymphensittiche „hinterlassen“ - das Paar Zebrafinken hat meine Schwägerin mitgenommen, die Agaporniden meine Schwiegereltern mit in die Schweiz. Da letzte eben in der Schweiz wohnen und den „Zweitwohnsitz“ in Deutschland haben, inklusive Wohnung, wurde uns die Wohnung anvertraut, damit sie nicht leer und unbewohnt steht – mitsamt den Nymphies, die zuvor – wie alle anderen Vögel – von meiner Schwägerin „Gepflegt“ wurden. Da ich eh daheim bin (5 Monate altes Baby) und Zeit dafür habe, an und für sich kein Problem – man liest sich ja fix in ein Thema ein, dank dem Internet.
Die Chickens sind eine 10 Jahre alte Nymphie-Dame und ein – vermutlich ebenso alter – Nymphie Herr.
Madame wurde vor 10 Jahren von Schwiegereltern aus Portugal mitgebracht, zusammen mit einem anderen Nymphie, doch dieser ist wohl kurz danach entflogen, sodass Schwiegermutter unseren jetzigen Nymphieherren „irgendwo aufgetrieben“ hat. Beide Vögel waren am Anfang in einem katastrophalen Zustand, dem grauen Herrn fehlt sogar rechts ein Zeh (? sagt man das bei den Tieren so?), an der Stelle ist nur noch ein gut verheilter Stumpf zu sehen. Laut meinem Mann war Madame mal zahm, zum grauen Herrn konnte er mir nichts erzählen.
Gegenwart:
Vorweg: Madame und ihr grauer Herr machen mir GROßEN Kummer, doch nehme ich die Verantwortung, die mir für Gottes Schöpfung übertragen wurde, sehr ernst, so dass weggeben vorerst KEINE Option ist.
Die beiden leben seit Jahren in einer viel zu kleinen Voliere und wurden über die Jahre eher halbherzig bis mangelhaft von meiner Schwägerin gepflegt; ihr Herz hing nur und ausschließlich an den Zebrafinken, die Nymphies waren ihr nur eine Last. Traurig genug, musste ich feststellen, dass die (bei Übernahme saubere) Voliere nicht sauber war. Woran ich das festmache? Jahrelanges „alten Vogelsand absaugen und neuen Sand draufstreuen“ hinterlässt Spuren, die als eben das zu erkennen sind... auch für einen Laien wie mich. Nun wollte ich den Einschub hinausnehmen und richtig saubermachen... und fand den gruseligsten Anblick meines Lebens zwischen Einschub und Wannenboden des Käfigs. Ich erspare mir detaillierte Schilderungen, wage aber anzumerken, dass das, was sich „dazwischen“ angesammelt hat, „lebendig“ geworden ist, eine olfaktorische Nuklearkatastrophe und potenzielle Brutstätte von Krankheiten war. Die gewissenhafte Reinigung brachte den beiden „Chickens“ den vermutlich ersten Freiflug seit Jahren ein („Freiflug“ - panisches Flattern über dem Boden oder gestresstes herumsitzen auf der Stuhllehne außerhalb der Voliere, später dazu aber mehr) und dauerte rund dreieinhalb Stunden. Im Anschluss habe ich beim Tierarzt angerufen, um einen Termin für beide Chickens zu machen, die Situation zu beschreiben und über die Kosten zu informieren. Das Abstriche und diverse Laboruntersuchungen zum Wohle der Tiere gemacht werden, ist neben dem Grundcheckup selbstredend. Ich vermute, das Madame und der graue Herr noch nie beim Tierarzt waren...
Das die beiden eine größere Voliere brauchen, steht außer Frage. Allerdings sieht es finanziell nicht allzu rosig aus, dass ich das Gästezimmer „vogelfest“ gemacht habe um möglichst dauerhaften Freiflug (außer nachts) zu gewährleisten. Ich schaue nach eine gebrauchten Voliere, die groß genug ist, und halt Augen und Ohren offen, da eine neue artgerechte Voliere finanziell gerade einfach nicht drin ist.
Verhalten:
Das Verhalten von beiden lässt mein Herz bluten und lässt arg auf Vernachlässigung schließen. Beide haben fast keine Flugmuskulatur mehr, was man daran sieht, das sie fast nur irgendwo herumhocken oder „Flatterhopser“ machen, wenn sie irgendwo hin möchten. Madame war irgendwann mal zahm, was man beim „herausnehmen“ aus der Voliere merkt, da sie – nach ewigem Terz – auf die Stange steigt oder, wenn sie draußen ist, sich auf die Hand nehmen lässt. Streicheln oder am Köpfchen kraulen ist natürlich nicht drin.
Der graue Herr macht den Eindruck, dass er zu Madame in den Käfig gesetzt und vergessen wurde. Mit dem Freiflug und dem Platz im Gästezimmer kommt er nicht zurecht, er ist bissig, geht nicht auf die Stange, gerät sofort in Panik und schreit. Setzt man ihn vorsichtig zurück in die Voliere, verkriecht er sich auf eine Stange in der Ecke und atmet ganz hektisch und aufgeregt, das Häubchen angelegt.
Allen beiden fehlen so „nymphietypische“ Eigenschaften: Sie singen nicht, schreddern nicht, fliegen nicht. Madame balzt ab und an mal den grauen Herrn an, dieser verdrückt sich dann aber und reagiert genervt. Den Pickstein, den ich installiert habe, ignorieren sie; eine flache Terrakottaschüssel mit Wasser zum baden ebenfalls.
Ernährung:
Das, was mir als „Futter“ für die beiden Dagelassen und die letzten Jahre verfüttert wurde, ist das exakte Gegenteil von dem, was nach kurzer Recherche empfohlen wird:
Beide hatten bisher DAUERHAFT zwei Knabbersticks aus dem Supermarkt für Wellis im Käfig hängen. Immer. [Wurden von mir kaltherzig Entfernt.] Das Hauptfutter bestand zu – Aaaachtung, bitte Asthmaspray bereithalten und auf Herzinfarkt vorbereiten – 85% aus schwarzen Sonnenblumenkernen für Meisen und 15% Supermarkt-Großsittichfutter, welches an sich schon wieder zu 25% aus Sonnenblumenkernen und Bäckereiprodukten bestand – wozu beide dauerhaft und massig Zugang hatten. Sofortmaßnahme: Futter entfernen, Schälchen säubern und weniger sonnenblumenkernlastiges Großsittichfutter in nymphifreundlicher Menge verfüttern. Allerdings nur vorübergehend, bis das bestellte Futter aus der Körnerbude geliefert wird.
Soweit... so schlecht?
Natürlich möchte ich jetzt, dass es meinen Problem-Chickens besser geht und sie ein würdiges Leben bei mir und meinem Mann führen. Viele Dinge bin ich nun schon angegangen, von Hygiene bis Futterumstellung und Wohnraumvergrößerung ist alles schon „angeschoben“ worden. Ich verbringe viel Zeit damit, wenn meine Kröte ruhig ist, zu lesen, mich zu informieren und, und, und... Doch was kann ich tun, damit Madame und ihr grauer Herr wieder mehr „Nymphensittiche“ statt „interaktives Zierobjekt mit Lautlosfunktion in Käfighaltung“ sind?
Als Beispiel habe ich irgendwo gelesen, dass die Tiere gerne Schreddern, also habe ich wie irgendwo vorgeschlagen mit etwas Bast ein Klopapierrolle in der Voliere befestigt. Meine Erwartung: Mit Freude und in kürzester Zeit zerlegt. Realität: Ignoriert, weil kein Bock auf Beschäftigung?
Die Voliere steht – außer nachts – die ganze Zeit offen, so dass die beiden sich frei Bewegen können. Doch, außer wenn ich die Chickens raus“nötige“ hocken die lieber im beengten Raum. Rauslocken, den Raum spannend oder interessant machen... selbst teuer erstandene Kolbenhirse unmittelbar vor der offenen Voliere... keine Chance. Beide scheinen ERLEICHTERT, wenn sie wieder in ihre Käfighaltung „zurückgesetzt worden“. Mich macht das traurig – kann ich irgendwas tun, um ihnen „nymphietypische Verhaltensweisen“ zurückzugeben oder solches Verhalten zu fördern, statt, dass sie bis an ihr Lebensende im Käfig hocken und „versauern“? Oder wäre eine Abgabe in einen Schwarm besser, wo sie sich solch verhalten bei anderen Artgenossen Abschauen können? Doch würde ich die beiden schon gerne behalten, da ich sie ins Herz geschlossen habe...
Hat jemand Rat? Tipps? Ich wäre unendlich dankbar...
[Anm. I : Bessere Fotos folgen]
[Anm. II : Sorry, falls falls falsches Unterforum >_< ]