Hallo zusammen,
ich möchte hier über Moritz und seinen gesundheitlichen Zustand schreiben.
Er ist mein 1. hochaltriger Nymphensittich, der Alterserscheinungen bzw. Handicaps hat.
Mein Micky wurde damals 27 Jahre alt ohne Geh- oder Flugbehinderung, ohne Arthrose etc. Vielleicht habe ich aus Mangel an Erfahrung nicht bemerkt, wie stark Moritz in den letzten Wochen abgebaut hat.
Doch nun von Anfang an:
Moritz ist jetzt 31 Jahre alt, flugunfähig, hat deformierte Füße und Arthrose.
Am 27. Mai ist er böse von seinem Schlafbrett in der Voliere gestürzt. Das kam in letzter Zeit immer öfter vor, aber er hatte sich nie großartig weh getan, daher habe ich das einfach so hingenommen.
Jedenfalls war er dieses Mal richtig böse gestürzt, ich fand ihn am Käfigboden, das rechte Auge voll mit Einstreu und Körnerhülsen.
Erst dachte ich, er hätte sich das Auge ausgestochen, aber nachdem ich das Auge ausgewaschen hatte, war klar, dass er lediglich Fremdkörper im Auge hatte.
Also, Auge ausgewaschen, mit Bepanthen Augentropfen behandelt und gut.
Allerdings fiel mir nun auf, dass er praktisch nicht mehr in der Lage war, unfallfrei im Käfig zu klettern.
Deswegen haben wir ihm dann eine Fußgängerzone gebaut und die Voliere kam weg.
Soweit, so gut.
Jetzt stellte sich heraus, dass er auch kaum mehr laufen konnte, weil er sich immer mit einem Fuß auf den anderen trat und so kaum vorwärts kam.
Dr. Britsch hatte sich Moritz dann auch noch angeschaut und, ja, das Kerlchen ist soweit gesund und hat lediglich typische Alterserscheinungen.
Doch Vorgestern kam ich morgens ins Vogelzimmer und bekam einen Schock.
Moritz lag strampelnd in der Fußgängerzone. Das rechte Auge wieder voll mit Einstreu.
Ich habe das Auge wieder ausgewaschen, aber die Nickhaut hat mir dieses Mal nicht gefallen.
Nach 10 Minuten kam ich wieder ins Zimmer und er war wieder umgekippt, wieder alles im Auge. Wieder ausgewaschen.
Daraufhin habe ich ihn auf Handtüchern platziert, damit er bei einem erneuten Umfallen nicht wieder alles ins Auge bekommt.
Futter und Wasser hat er verweigert und saß da, mit der Stirn am Boden. Ich dachte, er stirbt.
Später konnte ich ihm dann mit einer Spritze Wasser in den Schnabel träufeln und noch später nahm er dann etwas Vogelmiere und Golliwoog zu sich.
Abends hat er dann endlich Kolbenhirse gefressen. Erleichterung!!
Die letzten 2 Tage waren ein auf und ab. Ich dachte an Einschläfern lassen, dann wieder doch nicht, wenn er mal Kochfutter oder Hirse zu sich nahm.
Meist saß er da, mit dem Köpfchen am Boden in einer Art Dämmerschlaf. Hat kaum etwas wahrgenommen. Sogar essen ermüdete ihn.
Das verletzte Auge war zugeklebt und es war richtig dick geschwollen.
Gestern habe ich es erst mit Augentropfen angefeuchtet, dann ließ es sich öffnen. Ich konnte mit einem feuchten Wattestäbchen den Schmodder-Schleim herausbekommen und seither bessert sich das Auge auch. Es ist immer noch geschwollen und sieht fies aus, aber… da muss man abwarten, wie es sich entwickelt. Solange kein Eiter auftaucht, sollte es ok sein.
Ich gebe ihm immer mal wieder Augentropfen rein, die auch eine beruhigende Wirkung haben.
Seit gestern scheint es bergauf zu gehen.
Er frisst jetzt mehr oder weniger selbständig, Wasser und Kochfutter muss ich ihm bringen und ich schau halt, dass er Hirse, Knabberstange und Grünzeug in seiner Nähe hat.
Grünzeug ist ihm extrem wichtig. Das nimmt er fast immer an, wenn ich ihm es hinhalte.
Hauptnahrungsmittel ist momentan Kochfutter mit Nekton Tonic K. Und natürlich rote Kolbenhirse.
Außerdem bekommt er Nekton B Komplex ins Trinkwasser.
Ich bin mit dem TA in Kontakt und da Moritz so viel Gewicht verloren hat soll er möglichst viele Kohlenhydrate zu sich nehmen, also Nudeln, Reis, Couscous, Kartoffeln.
Außerdem soll er zur Förderung der Durchblutung Aspirin Plus C Brausetabletten (1 Tablette auf 1/2l Wasser) über das Trinkwasser bekommen.
Alternative hier für wäre auch Karsivan. Ich probiere jetzt erstmal das Aspirin, habe Sorge, dass ihm bei dem Karsivan der Appetit flöten geht, weil das eklig schmecken soll. (Gegenmaßnahme bzgl. Umkippen/Umfallen)
Inzwischen habe ich mich ein bisschen an seinen Zustand gewöhnt und habe auch begriffen, dass dieses Dasitzen mit dem Köpfchen am Boden nicht den nahenden Tod verkündet, sondern dass das jetzt seine Art des sich-Ausruhens ist.
Das machen wohl einige sehr alte Vögel so. Aber es sieht auf den 1. Blick schon ... seltsam aus.
Gestern Abend, als ich nochmal bei ihm reingeschaut habe, saß er wieder so da, also mit der Stirn am Boden, so völlig fix und fertig.
Und heute Morgen musste ich ihn erstmal suchen. Er muss nachts von seinem Platz aus über eine Knabberstange geklettert sein und dann am Fenster hoch auf die 2-3cm hohe Korkrinde.
Keine Ahnung, woher er die Kraft für diese Aktion genommen hat aber offensichtlich hat er diese Kraft
Was muss, das muss. Da ist er stur
Heute mittag hatte ich ein schönes Erlebnis mit Moritz.
Nachdem ich ihm Augentropfen gab, hab ich ihn am Köpfchen gekrault. (Eigentlich ließ er das nie zu, dass man ihn anfasst).
Ich habe Hanna schon länger nicht mehr dabei beobachtet und habe es einfach mal ausprobiert.
Moritz hat die bekannten wohligen Lautäußerungen von sich gegeben, so wie er es auch tut, wenn Hanna ihn krault und es also offensichtlich genossen
Ich bin wahnsinnig froh, dass ich ihn nicht habe einschläfern lassen, auch wenn es nur wenige Tage sein sollten, die er noch bei uns bleibt.
Wobei ich davon ausgehe, dass er uns noch länger erhalten bleibt